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Bibel-Boom und Bestie






Inhaltsverzeichnis

Perlen ... in den Trog?
Gewinn-Spiele
Geistungeist
"H-eilige“ Allianzen
Ein Toter soll wiederkommen
Abraham in Zugzwang
Pfahl oder Kreuz?
Systemveränderer
Spottkruzifix
"Fünfte Evangelium“
+Dokument
Nagelprobe - Bestie
Wer begehrt, der kauft
Chaos-Technik
Kosmogonie-Ansichten
Bleibendes
Literatur- und Quellenverzeichnis





1. Perlen ...

Wenn Rohstoffe knapp sind, werden offensichtlich Bibeln interessant, sollen sie doch Worte des ewigen Lebens enthalten, die wie Silber und Gold im Ruf stehen, verläßlich zu sein. Ein besonderer Vorzug ist jedoch weitergehend die nahezu beliebige Vermehrbarkeit dank ausgereifter Druck-Technik und der Hinterlassenschaft fleißiger Übersetzer, die im Laufe vieler Jahrhunderte alte Schriften, Perlen der Weisheit, Schätze literarischen Goldes, und das meiste weit jenseits sogenannter Schutzrechte, deshalb „gemeinfrei“ geworden, reichlich angehäuft haben.

Das alles vereinfacht die Nutzung der literarischen Quellen – und nicht nur in schlechten Zeiten. So kann ein jeder, beispielsweise vermittels der sogenannten Interlinearübersetzungen (Wort für Wort-Übersetzungen), in der Attitüde eines Frommen leicht „den Griechen oder Römer machen“ und sich bequem mit der modifikatorischen Abarbeitung der kostbaren Masse beschäftigen. Einzige Bedingung: Das neue Produkt muß sich durch sog. Alleinstellungsmerkmale genügend von anderen unterscheiden, um kopierrechtliche Kollisionen zu vermeiden. So kommen kostbare Perlen unters Volk, aber nicht auch ... in den Trog?

Die Beschäftigung mit dieser Frage führt zu erstaunlichen Ergebnissen, peinliche Kipp-Phänomene nicht ausgeschlossen.



2. Gewinn-Spiele

Kein Spiel betreibt die in Projekt III schon erwähnte Watch-Tower-Organisation (WTO), ein religiöser Zeitschriften-Verlag, der nach Wikipedia seit 1931 als „Jehovas Zeugen“ registriert ist und mit großem Erfolg die „Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift“ (NWÜ) verlegt. Davon wurden beispielsweise nach eigenen Angaben im Jahr 2006 nicht weniger als 143.458.577 Exemplare gedruckt. Aber, wie wunderlich, „nicht zum Verkauf bestimmt“, sondern gratis, wie die Hersteller in der NWÜ (Rev. 1986, S. 4) bekunden. Wie kann aber eine Firma von so viel erklärter Uneigennützigkeit existieren?

Es sind die vielen „Zeugen“ der Firma, in Deutschland schätzungsweise schon 210 000 und weltweit erkleckliche 6,5 Millionen (nach „sueddeutsche.de“, 26.9.2010), die als Kunden bzw. Käufer die „Enorm auflagenstarke Zeitschriften“ (ebd.) erwerben, um sie dann bei ihren missionarischen Aktionen werbend abzugeben, was sich „spenden“ nennt. So tragen die fleißigen „Zeugen“ finanziell ihren eigenen Verlag und aquirieren dabei möglichst neue „Zeugen“ bzw. Spender in die Unterstützer-Schar als Träger der Firma. Was der Mutter-Gesellschaft dermaßen gut bekommt, die Haus-zu-Haus-Missionierung, sei auch eine heilige Pflicht. Manch einer sieht es nüchterner, nämlich als ein Geschäftsmodell mit beachtlichem Erfolg.

Demgegenüber kann ein anderer großer Bibel-Player sich bzw. sein Produkt mit „Bestnote“ empfehlen: "Die Neue Genfer Übersetzung verdient meines Erachtens die Bestnote.“ (1), schreibt ein namentlich nicht genannter Referee im Internet, nachdem er gerade einmal 12 Bibeln, sicherlich seiner Wahl, miteinander verglichen haben will. Weiterhin heißt es zu diesem Thema werbewirksam:

"Traumhafter Style: Bibel erhält Design-Preis (...) Das Neue Testament erhielt nach zweitausend Jahren einen der renommiertesten Designpreise. Der Art Directors Club erkannte der NGÜ einen bronzenen Nagel zu“. (2)

Ein gewisser Ingo Schütz begründet die hohe Auszeichnung, wie folgt:

"Äußerlich orientiert sich die neu erschienene Ausgabe des zweiten Teils der Bibel ("Neue Genfer Übersetzung", kurz "NGÜ") an den klassischen Notizbüchern, mit denen schon ein Ernest Hemingway die Welt bereiste, in denen Pablo Picasso Eindrücke von Straßenszenen festhielt und die heute unter dem Namen "Moleskine" bei Design-Liebhabern aller Länder anerkannt sind.“ (3)

Da fällt ein seltsamer Mißklang im überschwenglichen Lob gar nicht mehr auf, daß beim Zustandekommen des Preises offenbar ein Jury-Mitglied, namentlich Eva Jung, bei der Gestaltung der Bibelausgabe unter anderem als Art-Direktorin mitgewirkt“ (4) haben soll. Und darum bedurfte es sicherlich keines Wunders, daß sich die Prädikats-Titel an die evangelischen Hersteller eines so vortrefflich hübsch gelungenen Buches in der selben Kategorie auch noch zu häufen scheinen:

"Einen weiteren Preis bekamen die Genfer und die Deutsche Bibelgesellschaft, die hinter der NGÜ stehen, für die Banderolen“. (5)

Was ist das? Es ist bunter Zierrat, der um die Buchdeckel geschlungen und mit sog. Teaser-Texten bedruckt besonders geeignet sei, von den postmodernen Menschen“ bemerkt zu werden. Bleibt noch zu erwähnen, daß die Deutsche und Genfer Bibelgesellschaften ebenfalls als gemeinnützig anerkannt sind, allerdings nicht so weitgehend, daß die Schönheiten in der Regel verschenkt würden. Hier darf es etwas kosten, zumal neben allen genannten optischen Vorzügen auch zwischen den Buchdeckeln noch „Bibel“ zu erwarten sei, aber richtiger, nicht Bibel, sondern: NGÜ! Immerhin sei das Produkt, wie die evangelische Anpreisung verspricht:

"Geeignet für... alle und alles“. (6)

("Neue Genfer Übersetzung (NGÜ): Neues Testament". Erschienen bei: Deutsche Bibelgesellschaft/Genfer Bibelgesellschaft. ISBN: 978-3438013071. 640 Seiten für 12,90 Euro). Auf der Webseite der Genfer Bibelgesellschaft kann der interessierte Besucher auch den ganzen Kummer des heiligen Anliegens im Geben und Nehmen erfahren. Es geht freilich wieder um einen Platz im großen Markt:

"Die Bibel. Der Weltbestseller ... Die Bibel ist nicht nur das am weitesten verbreitete Buch auf diesem Planeten, sie ist auch das am häufigsten übersetzte Buch der Welt. Die gesamte Bibel ist in 451 Sprachen übersetzt, Teile der Bibel liegen sogar in 2479 Sprachen vor. Das Neue Testament gibt es in 1185 verschiedenen Sprachen. Doch nicht immer ist es leicht zu verstehen. Deswegen gibt es jetzt das NGÜ-NT. Das Neue Testament in der Sprache von heute.“ (7)

Zur Bekräftigung aller Aussagen findet sich am Ende jeder Web-Seite ein markiger Spruch wie eine schwer wabernde Weihrauch-Wolke über dem ganzen Auftritt, sicherlich auch mit „brain-branding“-Erwartungen, die Zustimmung des geneigten Rezipienten vorwegnehmend wie ein frommes Amen in der Kirche, aber nun auf jeder Web-Seite:

"*Gott spricht. Heute!“ (8)

Ist das nicht wie die Stimme aus dem brennenden Dornbusch, die seinerzeit Moses veranlaßt hatte, sich in Ehrfurcht barfüßig auf heiligem Boden niederzuwerfen? Nüchterner betrachtet gilt auch hier das werbewirksame literarisch inszenierte Feuerwerk doch eher dem Bemühen, die oben erwähnten Copyright-relevanten Alleinstellungs-Merkmale wie Brandzeichen in jedermanns Hirn zu setzen, damit die abgesteckten Reviergrenzen unter Strafe respektiert werden. Nach alledem wundert es nicht, wenn die Demonstration so leichter Verfügbarkeit von Heiligkeiten auch andere zu frommer Nachahmung ermutigt.



3. Geistungeist

Obwohl „Jehovas Zeugen“ im Sinne der WTO vergleichsweise exotische Ansichten vertreten, Jesus sei nicht am Kreuz, sondern am „Pfahl“ oder „Marterpfahl“ gestorben, er sei nicht Gott, die Seele sterblich, die Lehre der Dreifaltigkeit abzulehnen, das Evangelium mißverständlich, gibt es dennoch eine beachtliche Schnittmenge oder Geistesverwandtschaft mit Protestanten. Mit diesen teilen sie z.B. die Ablehnung von Papstamt und Kirche, ebenso die Realpräsenz Jesu in den Gestalten von Brot und Wein, die Differenzen im Sakramenten-Gebrauch, die Succession der Apostel, den Stellenwert von Heiligen und den der Werke, um nur einige der bekanntesten Beispiele zu nennen.

Nicht anders ist zu verstehen, warum sich die Watch Tower Organisation auf die evangelische NGÜ bezieht, wenn die Frage nach der Aktualität der Bibel geklärt werden soll. So geschehen in der Wachtturm-Ausgabe vom 1.6.2009 mit der Titel-Frage, ob "Die Bibel als Ratgeber aktuell?“ sei. In besagtem Heft bekommt der interessierte Zeuge auf Seite 5 jedoch nicht die Auskunft, die er erwarten sollte, den Beleg für die angekündigte Aktualität, sondern stattdessen trickreich eine variierte, eine andere Frage, nämlich:

"W a r u m   ist die Bibel als Ratgeber aktuell?“
(Eigene Hervorhebungen).


Kaum hat der Leser diese rhetorische Verladung oder „Ver-führung“ bemerkt, bekommt er im protestantischen NGÜ-Zitat eine neue Perspektive in Form eines Dogmas verpaßt:
"Alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie ... bringt auf den richtigen Weg. (2. Timotheus 3:16, Neue Genfer Übersetzung).“

Mit diesem Kniff in Kombination mit der eindeutigen Aussage zu dem, was Gottes Wort sei und also gefälligst nicht mehr hinterfragt werden muß, hat sich die zuvor gestellte Bibel-Aktualitäts-Frage glatt erledigt. Somit ergibt sich die Antwort in oben genannter Wachtturm-Schrift, ob die Bibel als Ratgeber aktuell sei, als Glaubenssatz (Dogma):

"Der oben zitierte Bibeltext erklärt, warum: Sie enthält Gottes weisen Rat.“

Nun aber der nächste Kniff: Nachdem die Warum-Frage zum Tabu geworden ist, wechseln die Schreiber wieder das Bezugs-System. Deutlicher: Was aus der NGÜ abgeleitet wurde, wollen die WTO-Ideologen künftig auf ihre hauseigene Schrift bezogen wissen. Auf diese Weise wurde Gott gewissermaßen ein Chorsänger mehr zur Rechtfertigung ihrer bekanntermaßen sehr eigensinnig übersetzten Version von Bibel und des weiteren zum Lob und Ruhm der Firma WTO.

Auf dieser Grundlage und der üblichen Auslegungspraxis brauchen die WTO-Protagonisten nun wahrlich nicht mehr zu warten, bis es im alttestamentarischen Dornbusch wieder einmal brennt. Nein, mit dem rhetorischen Trick können sie das Feuern und heilige Schauer künftig selber einrichten, ihren Zeugen gewissermaßen den Boden unter die Füße heilig bestellen, daß die Sandalen nur so fliegen, wann immer, wo und wie es der Organisation paßt.

Ein konkretes Beispiel, wie einfach sich die WTO der göttlichen Autorität zersetzend bemächtigt und gleichzeitig Jesus als Gottmenschen seines Wesens und seines Erlösungswerkes verbal berauben kann bzw. ins antichristliche Gegenteil verkehrt, kann anhand der Textstelle Jo 8,58 (Neues Testament) gezeigt werden. Hier heißt es in den konventionellen Formen, z.B. nach Rösch (9) oder Karrer (10):

"Jesus antwortete ihnen: 'Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin ich.'"

Worum geht es dabei?
Dazu muß man wissen, daß dieser Rede Jesu ein Streitgespräch vorausging, in dem sich die stolzen Juden weigerten, ihre Vorstellung von Gott, dem Unnahbaren, durch Anerkennung der neuen Realität, die mit Jesus, dem Gottmenschen, begonnen hatte und der nun gerade allzumenschlich sinnenfällig vor ihnen stand, zu erweitern. Mit diesem Jesus und der von ihm bekundeten Verbindlichkeit wollten sie sich nicht einlassen. Folglich verwarfen sie alle seine Argumente auf Basis seiner göttlichen Autorität, z.B. das Verkünden einer wahren Lehre, die wirklich befreit (Jo 8, 32), auch von Sünden (Jo 8, 34) und für die Juden noch unerträglicher, der Hinweis auf seine Abstammung oder Wesenheit, die Gott-Sohnschaft (in Jo 8, 38).

Man darf sich vorstellen, daß die Kontrahenten innerlich schon vor Wut gekocht haben müssen, als sie diesem ungeliebten Jesus den Vorwurf hochgradiger göttlicher Anmaßung als eine Form von Besessenheit entgegenschleuderten (Jo 8, 52) und ihm schließlich mit zwei Fragen eine Falle stellten (
Anm.: Das Material zur Steinigung war gewissermaßen schon in Reichweite.):

1. "Bist du etwa
größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist?" (Jo 8, 53)
2. "Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und
willst Abraham gesehen haben?" (Jo 8, 57)

Die Falle war tückisch, denn größer als Abraham konnte nur Gott sein, dessen Name den Vätern offenbart wurde als
"der ich bin" (11). Würde Jesus zu seiner Person aus dem Stand heraus eine ähnliche Aussage machen, würde er sich den Vorwurf der Gotteslästerung zuziehen und Gefahr laufen, gesteinigt zu werden.
Andererseits könnte er seine Haut nur retten, wenn er sich und seine Mission verleugnen würde.

In dieser aufgeheizten Stimmung weicht Jesus dennoch nicht aus. Seine Antwort kommt unmißverständlich klar und deutlich:
"Ehe Abraham ward, bin ich."

Die Entsprechung zu
"der ich bin" war und ist unüberhörbar. Beide Aussagen sind bezüglich Satzgegenstand (Subjekt) "ich" und der Aussage "bin" (stehend für alleinstehendes Vollverb im Präsens) gleich, jeweils eine gegenwärtige zeitlose ungeschaffene Existenz beschreibend. Weiterhin sollte Jesus den Nachweis erbringen, daß er Abraham gesehen haben konnte. Hierzu erscheint die Botschaft auf geniale Weise gleichsam gespiegelt kontrastiert, und zwar nicht in einem Vergleich von Lebens-Strecken im Quantitativen, sondern in einer Gegenüberstellung zweier Zeiten zu grundsätzlich unterschiedlichen Existenzformen. Zum einen die Zeit Abrahams, die "war/d" gegenüber einem Sein, ähnlich unähnlich wie sich eine Strecke zu unedlich vielen Geraden verhalten würde.

Die Reaktion der empörten Juden beweist dann auch, daß sie die Botschaft wohl verstanden hatten, denn, so heißt es bei Jo 8, 58: "Da hoben sie Steine auf...".

Wie gehen nun "Jehovas Zeugen" mit dieser Textstelle um, bzw. welchen Stellenwert leiten sie daraus für Jesus ab?
In der NWÜ heißt es:
"...
Ehe Abraham ins Dasein kam, bin ich gewesen." (12)

Was ist an der Übersetzung strittig?
Dem Subjekt "ich" wurde hier eine andere, eine endliche Zeit zugeordnet, durch Einsetzung des Hilfsverbs "sein" in seiner konjugierten Form:
"bin ... gewesen", Perfekt. Damit wurde die erste Fang-Frage negativ beantwortet, Ergebnis: Jesus, (auch) ein Sterblicher. Wenn aber zeitlich, dann zu welcher Zeit und überdies in welchem Verhältnis zu Abraham? Mithin eröffnet sich der Raum für eine sogenannte adverbiale Bestimmung, ein ganz neuer Gesichtspunkt im Vergleich zum Original-Zusammenhang. Dieses neue Thema vertieft der NWÜ-Text in einer weiteren Variation bei der Koordination der Lebens-Strecken zweier Sterblicher. Stichtag des Vergleichs sei die Geburt oder das Erscheinen Abrahams. Danach dürfte Jesus vor Abraham gelebt, aber wegen "bin ... gewesen" diesen auch nicht überlebt haben. Bezogen auf Abrahams Lebenszeit bedeutet dies: vollendete Gegenwart, aber nichtsdestoweniger vollendete Vergangenheit (Plusquamperfekt) aus der Perspektive der mit Jesus streitenden Juden.
Das Problem: Wie erklärt sich, daß der "Zeugen"-Jesus unter diesen Umständen mit seinen Diskutanten im gemeinsamen Straßenstaub hat stehen können?

Sollte der NWÜ-Text noch andere Ableitungen zulassen, zeigt das Beispiel, wie wenig vom ursprünglichen Sinn und seiner zwingenden verbalen Kraft zu einem eindeutigen Ergebnis enthalten ist. Die Juden hätten sich darum den Griff nach den Steinen ersparen können. Denkbar wäre vielmehr, daß sie sich ob der kuriosen Vorstellung eines ertappten Hochstaplers oder falschen Propheten, wie er sich gerade bei einem Gottes-Vergleich verhaspelt haben könnte, gewundert, amüsiert, wenn nicht sogar lauthals verlacht hätten. Einen Wirrkopf, der mit sich selbst dermaßen bestraft ist, hätte man weder steinigen noch (später) kreuzigen müssen.

Stellt sich noch die Frage nach der Konflikt-Ursache in der Übersetzungs-Problematik. Darum empfiehlt sich ein Vergleich mit relevanten Text-Stellen einschließlich jener, die von den Vätern der NWÜ bei der Übersetzung treu berücksichtigt worden sein sollen, jeweils Jo 8, 58 (die wesentlichen Text-Stellen teilweise direkt-übersetzt und hervorgehoben):

1. ειπεν (sagte) αυτοισ (ihnen) ο (der) ιησουσ (Jesus) αμην (wahrlich, Amen, gewiß, zuverlässig, treu, wahrhaftig) αμην (wie vorstehend) λεγω (ich sage) υμιν (Euch) πριν (bevor) αβρααμ (Abraham) γενεσθαι (werden?)
εγω (ich, ego) ειμι (ist, sein, leben, bleiben, existieren, da sein, präsent sein, vorhanden sein ...) (13)

2. Dixit eis Iesus: “Amen, amen dico vobis: Antequam Abraham fieret,
ego (ich) sum (dasein, vorhanden sein, existieren, leben)”. (14)

3. Jésus leur répondit: - Je vous le déclare, c'est la vérité: avant qu'Abraham soit né,
"je (ich) suis (bin)." (15)

4. "Jesus said to them, 'Truly, truly, I say to you, before Abraham was,
I (ich) am (bin).'" (16)

5. Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham ward,
bin ich." (17)

Nach Prüfung der Vergleichs-Texte darf festgestellt werden, daß sich weder in Geist noch in Buchstaben eine Entsprechung zur fragwürdigen NWÜ-Version findet. Der verbale Zusatz in der NWÜ mit
"gewesen" ist offensichtlich eine willkürliche Einfügung oder Erfindung von seiten der WTO-Übersetzer, so daß der neue Geist einen manipulierten Ursprungs-Text voraussetzt.

Nach seiner Entfesselung bietet dieser Geist, besser: Ungeist, um so deutlicher die Alleinstellung des Übersetzungs-Werks, seine "Emanzipation" von Normen christlicher Ethik und autorisiert auf diese Weise den Widerspruch Christi gegen sich selbst, seine Gottheit, gegen den dreifaltigen Gott, gegen das christliche Erlösungswerk, gegen seine Kirche und gegen das Evangelium.

Einmal mehr bestätigt sich so die schon erwähnte Anpreisung zur Brauchbarkeit der evangelischen NGÜ, sie sei
"Geeignet für... alle und alles!“ Für alles? Geht da noch mehr?



4. „H-eilige“ Allianzen

Aus der Tatsache, daß

1. die WTO aus einer Konkurrenz-Bibel und nicht aus der hauseigenen zitiert, ergibt sich ein kleiner, aber bedeutsamer Unterschied in Tim 3, 16 zwischen

a) NWÜ: Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert...“ und

b) NGÜ: Alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben.“

Anmerkung: An dieser Stelle kann sich der Verfasser einer vergleichenden Analyse enthalten, wie es nach Maßgabe der in der Einleitung zur Vulgata genannten Kriterien, „Die Heilige Schrift Gottes Wort.“ §§ 1 – 4, angebracht wäre. Die Autoren der NÜs besorgen höchstselbst diese Überzeugungs-Arbeit gemäß den eigenen Bekundungen zu Übersetzungs-Treue und berechtigten Alleinstellungsmerkmalen. Sie sollen darin so ernst genommen werden, wie sie es erklären. Außerdem setzt das von seiten der WTO gegebene Beispiel als eindeutiges Votum zugunsten der NGÜ-Version schon die entsprechende Überzeugung grundsätzlich voraus, die nicht besser durch ein fein ausgedachtes Argument von seiten des Verfassers vertreten oder ersetzt werden könnte.

2. Die Bevorzugung von NGÜ gegenüber NWÜ bei der Beantwortung der Titelfrage, „...als Ratgeber aktuell?“, spricht für das Eingeständnis einer entscheidenden Diskrepanz als einem offensichtlichen Mangel der hauseigenen „Heiligen Schrift“ gegenüber der konkurrierenden.

3. Schließlich identifizieren die WTO-Autoren den wohlfeilen „Heiligen Geist“ in der NGÜ als denselben in ihrer hauseigenen NWÜ trotz bestehender Differenzen und insbesondere der in Projekt III nachgewiesenen zweifelhaften Genese ihrer eigenen „Heiligen Schrift“.

Weil aber nicht sein kann, was nicht ist, nämlich ein von seiten der „Zeugen“ aufgezeigter Widerspruch in der göttlichen Inspiration, die keinem anderen als dem Allmächtigen anzulasten wäre, muß im Zweifel, mit Goethe gesprochen, nicht der Kopf (des Allmächtigen), sondern müssen die NÜs, eine oder beide, hohl klingen. So kommt es, daß unversehens „h-eilige“ Allianzen entstehen, die möglicherweise so nicht beabsichtigt waren. Nicht weniger zutreffend erweist sich dann auch der stolze Banner-Spruch auf der NGÜ-Web-Seite, “Gemeinsam sind wir stark!“ (18), allerdings im Sinne eines sog. Kipp-Phänomens: Gemeinsam sind wir stark – widerlegt!



5. Ein Toter soll wiederkommen

5.1. Abraham in Zugzwang

Wie sich gezeigt hat, können „heilige“ Schriften, ganz im Gegensatz zur Eingangs-Bemerkung, wo es um stabile Werte ging, unerwartet schneller altern als ihr Papier vergilbt. Gäbe es denn eine Alternative? So scheint es jedenfalls, will man dem Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus folgen. Da ist die Rede vom Reichen, der nach üppigem Leben zur Strafe am Ort der Entbehrungen angelangt, Abraham bittet, man möge seine Brüder warnen, damit sie nicht das gleiche Schicksal ereile. Abrahams knappe Antwort: Diese hätten Mose und die Propheten, auf die zu hören sei. Eine rettende Schrift wurde demnach ausdrücklich nicht empfohlen.

(Anm.: Normalerweise schließt Propheten-Wort Schriftauslegung ein. Jedoch soll aus didaktischen Gründen im anstehenden Fall die buchstabengemäße Auslegung bevorzugt werden, die ohnehin der Auslegungs-Praxis der „Jehovas Zeugen“ entspricht.)

Es sollte dennoch nicht dabei bleiben, und als hätten Abraham und der Evangelist ein Einsehen in die irdisch bedingte Schwerfälligkeit, gibt Lukas dem Reichen Gelegenheit zum Nachfassen:

"Nein, Vater Abraham! ... wenn aber einer von den Toten zu ihnen kommt, dann werden sie sich bekehren.“ (Lk 16, 30-31)

Ein bemerkenswerter Vorschlag, der sicherlich geeignet sein könnte, einen jeden gehörig zu erschrecken. Andererseits, was könnte Abraham den einfältigen Erdlingen übelnehmen, wenn sie den Reizen der von höchster Stelle als sehr gut befundenen Schöpfung eher verfallen als die Dornen und Disteln stören könnten? Hat der Allmächtige die Schöpfung etwa zu gut gemacht, die armen Menschen etwa überfordert? Dieser Umstand verdiente gewiß Nachsicht. Sollte es jedoch dem Allmächtigen darum an Barmherzigkeit fehlen, wäre dieser Mangel ein zusätzlicher Grund, den pfiffigen Prasser vollends zu entlasten. Abraham scheint die naiv-gespielte Raffinesse des Prassers nicht zu bemerken, der doch eigentlich Unmögliches verlangt.

Die unterstellten Anforderungen wären z.B. folgende: Dem Prasser höchstselbst sei es gewährt, wunderbar wieder vor seinen Brüdern erscheinen zu dürfen. Der heilswirksame Schreck könnte sich dennoch in Grenzen halten, wenn ihnen zum einen das sicher geglaubte Erbe entschwinden könnte und ebenso auch alle Aussichten auf die Fortsetzung des selbstbestimmten üppigen Prasser-Lebens. Weiterhin wäre dies nicht auch ein Präzedenzfall zu mindestens einer zweiten Chance nach verpatztem Leben? Könnte andererseits die zweite Erscheinung des Prassers nicht auch bald verblassen, wenn das einmalige Beispiel in der Zeit mit zahlreichen Sensationen aller Art und überdies nicht ganz unähnlichen Fällen von Scheintoten inflationär konkurrieren müßte? Was aber, wenn der Prasser geschickt darauf spekulierte, daß nur ein Gott leisten könnte, wozu kein Mensch imstande ist, dessen ungeachtet aber ein Gott nur glaubwürdig erscheinen könnte, wenn er im Wiederkehrenden das Menschen-Schicksal als Mensch zu tragen hätte und darum im Widerspruch seiner selbst zu denken wäre?

Und dennoch, Abraham verschließt sich dem hybriden Anliegen des Prassers nicht. Er antwortet allerdings sibyllinisch: "Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht!" (Lk 16, 30-31) Mit diesen Andeutungen schließt Abraham zumindest nicht aus, daß er es auf eine Prüfung ankommen läßt. Ob es den Brüdern und Schwestern auch recht und hilfreich sein würde, wenn sie mit einer Auferstehung konfrontiert würden? Das ist nun die entscheidende Frage.

Einige verfolgen bekanntlich ganz andere Interessen, haben sich bereits trickreich in bequemen Herrschafts-Sesseln und -Sänften der Menschen-Führung und -Steuerung eingerichtet. Wie sollten sie dem Anliegen des Prassers etwas abgewinnen können, das absehbar nur die guten Geschäfte stören kann und sich am Ende die treue Herde ganz verläuft? Darum sei an dieser Stelle insbesondere den WTO-Vertretern gedankt, daß sie mit strittigen Thesen, die sie aus ihrer „Heiligen Schrift“ ableiten, z.B. Jesus sei nicht gekreuzigt worden, einmal mehr Gelegenheit zur Widerlegung bieten.



5.2. Kein Kreuz?

5.2.1. Systemveränderer

Bei den „Zeugen“ heißt es beispielsweise, „Jesus starb mit 33½ Jahren an einem Marterpfahl.“ (19) Sie verweisen darauf, daß im griechischen Urtext nicht ein einziges Mal die Bezeichnung „Kreuz“ zu finden sei, stattdessen „Holz“ oder „Pfahl“. Folglich, so muß man annehmen, könne zur Zeit Jesu niemand gekreuzigt worden sein. Ein Fehlschluß, wie sich noch zeigen wird, und ein Beispiel unter vielen, wie Sinn-tötend sich die Verabsolutierung des Buchstabens auswirken kann. Abgesehen von der Tatsache, daß die Griechen Fachbegriffe der Kultur-Nachfolger für die besonders abschreckungswirksame Kreuzigung (20) nicht übernommen haben, wurden die hölzernen Marter-Instrumente allesamt mit „Holz“ bezeichnet, ohne seinerzeit mißverstanden worden zu sein. Der Widerspruch zu „Pfahl“ und seinen Derivaten ergibt sich schon dadurch, daß die römische Hinrichtungs-Praxis in einem geschichtlichen Zeitfenster liegt, das durch zwei historisch herausragende Ereignisse eingerahmt ist. Das ist zum einen das quantitativ möglicherweise eindrucksvollste Massen-Spektakel der Geschichte, die Kreuzigung der etwa 6000 überlebenden Sklaven des Spartakusaufstandes vor den Toren Roms an der Via Appia 73-71 vor Christus (21) und andererseits die Tatsache, daß nach Christus erst mit dem christlichen Kaiser Konstantin (Konstantinische Wende 313) die bis dahin zur Sicherung der Machtverhältnisse übliche Kreuzigung im ganzen römischen Imperium verboten wurde. (22)



5.2.2. Spottkruzifix

Aus dem vorstehenden ergibt sich, daß zur christlichen Mission mit dem Kreuz als dem ausgemachten Symbol der Schande schwerlich Sympathien geweckt werden konnten. Deshalb hielt Paulus fest: "wir aber verkünden Christus, den Gekreuzigten, - für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit" (23) Um so glaubwürdiger erscheint darum das Zeugnis eines Kreuz-Verächters, vermutlich ein römischer Soldat, der einen Christen wegen seines Glaubens vorzuführen gedachte. Er ritzte um 250 eine entsprechende Karikatur in die Mauern des Palatin in Rom, sehr beständig, d.h. dokumentenecht, wie die folgende Abbildung eindrucksvoll zeigt.



Abb. 1: Spottkreuz: Die Anbetung des Gekreuzigten sei eine „Eselei“, ΑΛΕΞΑΜΕΝΟΣ ΣΕΒΕΤΕ ΘΕΟΝ“ (Αλεξαμενος σεβετε θεον.) Alexamenos sebete theon. „Alexamenos betet seinen Gott an.“ (24)

Lehrreich beschreibt der Karikaturist sein Bild in griechischer Sprache und beweist damit, daß sich griechischer Buchstabe und römische Kreuzigung keineswegs ausschließen. Hier zeigt sich der Irrtum, wenn Buchstaben-Gläubigkeit den Blick für die Realität ausblendet. Sollte es wirklich der „Treue“ zum Buchstaben geschuldet sein, die eine Tugend so in Verruf bringen kann? Auch auf diese Frage wird der Leser im Verlauf dieser Arbeit eine klare Antwort finden.



5.2.3. „Fünfte Evangelium“

Was könnte an den bekannten vier Evangelien noch fehlen, daß es eines fünften bedürfte? Nein, es handelt sich nicht um die Fortsetzung einer Schrift, vielmehr um eine Art selbsterklärende Mitteilung in einem Bild, das auf einem Grabtuch einen Gekreuzigten darstellt. Seiner ursprünglichen Bestimmung nach sollte das Tuch mit den Abmessungen 1,10 x 4,36 Metern sicherlich keinem anderen Zweck dienen als eine Leiche einzuhüllen. Doch dabei blieb es nicht. Ob Grab- oder Leichen-Tuch, Relique, Ikone, Kunst-Gegenstand oder was auch immer, in allen Kategorien hat sich das Tuch-Bild als einzigartig erwiesen und ist es auch bis dato geblieben. Alle Unternehmungen, etwas annähernd Gleichwertiges herzustellen, waren vergeblich, sind meist peinlich mißlungen. Ein Beispiel, wie sich Naturwissenschaftler respektvoll darüber äußern, nachdem sie sich mit ihrer ganzen wissenschaftlichen Kunst erprobt hatten, bietet folgende Aussage:

"Bis zum heutigen Tage ist es nämlich niemandem gelungen, Bilder zu schaffen, die makroskopisch dem auf dem Grabtuch sichtbaren ähnlich wären oder alle besonderen physikalisch-chemischen Eigenschaften haben, die sich durch Mikroskop-Analysen und die optischen Technologien feststellen ließen, die das STURP (25) angewandt hat.“ (Daniele Murra, Paolo Di Lazzaro und Giuseppe Baldacchini. (26)

An diesem Gegenstand, der sich bislang nach allen naturwissenschaftlichen Mitteln und Methoden als echt und dazu noch fälschungs-resistent erwiesen hat, kann und soll der Irrtum, den „Jehovas Zeugen“ um Jesus in Wort und Bild kultivieren, aufgedeckt werden.



5.2.3.1. Dokument einer Kreuzigungs-Hinrichtung

Abb. 2: Untere Hälfte des TG in Original-Ansicht mit Ausbesserungen nach Brandschäden (27)



Zunächst soll die Echtheit des erwähnten Grabtuchs, das heute in Turin aufbewahrt wird (Turiner Grabtuch, TG), belegt werden, um es dann vergleichend einem geeigneten WTO-Bild gegenüberzustellen. Denn ohne Einsicht in die Besonderheit des Tuchs waren auch seinerzeit namhafte Historiker und Theologen ziemlich irritiert, aber offenbar um so besorgter um ihre wissenschaftliche Reputation, daß sie den intellektuell unhandlichen Gegenstand gemeinhin als unbedeutend einschätzten und wohl hofften, ihn als „Fälschung“ in der Masse geschichtlicher Daten untergehen lassen zu können. Darum kamen einige der ehrenwertesten Hüter der menschlichen Weisheit einmal zu dem Schluß, das Grabtuch sei in seiner Unechtheit dokumentarisch bewiesen, seine einflußreichen Besitzer wie selbstverständlich nur daran interessiert, die Bedeutung des Tuchs als „das wahre Grabtuch Christi“ aufzuwerten. (28)

Um so peinlicher mußte es aufstoßen, daß die geisteswissenschaftlichen Granden sich von einem Dilettanten haben belehren lassen müssen. Dies gelang Secondo Pia, einem italienischen Photo-Amateur, der während einer Ausstellung zur 50-Jahrfeier des Königreichs Italien am 26. 5.1898 das Grabtuch erstmals photographierte und das Ergebnis noch zur Ausstellung beitragen konnte. Schon als Pia mit der Entwicklung des Negativs (auf 21x27 cm Glas-Platte) beschäftigt war, soll ihm diese vor Schreck beinahe aus den Händen geglitten sein, als sich das Bild des Schattenmannes immer deutlicher abzeichnete. Das entwickelte Negativ erschien ihm natürlicher als das Original. Folglich mußte das Original Negativ-Charakter haben. Diesen Umkehr-Effekt verdeutlicht die Abbildung 3 durch Gegenüberstellung von Original- und Negativ-Ansicht.



Abb. 3: TG Ausschnitte zum Vergleich. Links: Original-Ansicht des „Schattenbildes“ mit Negativcharakter. Rechts: Photographisches Negativ mit Positivcharakter (29)



Auf diese Weise wurde das Grabtuch gewissermaßen neu entdeckt. Es erweiterte zumindest sprunghaft den bisherigen Erfahrungshorizont und erschütterte nicht wenig die Fassung einer sich weithin schon aufgeklärt wähnenden Gesellschaft, die es immerhin bis dahin geschafft hatte, sich seit 1836 der Photographie (gr. photos = Licht, gr. graphein = schreiben) zu bemächtigen.

Wer aber hätte ohne Einsicht in diese Technik derartiges herstellen können? Wie konnte dies in einem Tuch geschehen, das keine am Photo-Chemismus beteiligte Substanzen aufzuweisen hatte, ja nicht einmal die sonstigen in der Malerei üblichen Farbaufträge? Handelte es sich wirklich nur um ein Grab- oder Leichentuch mit den üblichen Schmutz-Resten oder gar um ein Kunstwerk, aber von welcher Hand? Entspricht das Bild einem photographischen Schnappschuß oder eher einem protokollarischen Dokument, einem pathologischen Gutachten, an welchen Adressaten gerichtet, für welche Zeit, für welche Generation und vor allem, wie, wo und wann sollen die Bildspuren entstanden oder hergestellt worden sein? Die Zeiten, in denen man die Schatten im strohgelben Tuch als irgendwelche Reste einer Leiche oder einem mittelalterlichen Hokuspokus zuschreiben konnte, waren nun endgültig vorbei. An dieser Stelle seien nun Abbildungen vom TG vorgestellt, die durch Anwendung moderner Computer-Graphik die Bild-Elemente im TG noch deutlicher zum Ausdruck bringen. (Anm.: Vergrößern Sie die Abbildungen nach Belieben, z.B. mit Betätigung von Strg- und Plus-Taste oder anders.)

Abb. 4: TG, originale Gesamtansicht, Kontrast verstärkt (30)
 
Abb. 5.: Vorgenannte Abb. nach Bearbeitung (Ubuntu/Gimp)





Wer wollte jetzt noch ernsthaft darauf bestehen, daß außer Schmutzresten oder „Schatten“ nichts genaueres zu sehen sei? Einer der aufmerksameren Beobachter, der dem Blick des Gekreuzigten standhielt, brachte es zeitlos gültig auf den Punkt:

Es sei ein Mensch zu sehen, der in unschuldigem Schmerz ein leuchtendes Zeichen sei für die Hoffnung, die niemals endet, auch wo völlige Verlassenheit regiert und kein Wort des Trostes ankommt. „Im Reich des Todes ist die Stimme Gottes erklungen. Das Undenkbare ist geschehen, die Liebe eingedrungen in das Reich des Todes. Auch in der extremsten Dunkelheit der menschlichen vollkommenen Einsamkeit können wir eine Stimme hören, die uns ruft, eine Hand suchen, die uns ergreift und uns nach draußen führt. (...) In diesem verletzten Antlitz des Schmerzes erblicken sie nicht nur das Dunkel des Todes, sondern auch das Licht der Auferstehung, nicht so sehr die Niederlage des Lebens und der Liebe, sondern vor allem den Sieg, den Sieg des Lebens über den Tod, den Sieg der Liebe über den Haß.“ (31)

Daß sich vermehrt Naturwissenschaftler mit dem Phänomen Grabtuch beschäftigten, war nun abzusehen, obwohl es vornehmlich immer noch darum ging zu entscheiden, ob es sich bei dem Gekreuzigten um Jesus handele oder nicht. Um so bemerkenswerter, daß ein Agnostiker mit neuen Enthüllungen den nächsten Aufruhr besorgte. Es war der Anatom und Physiologe Yves Delage, Prof. an der Sorbonne, der am 21.4.1902 in einer Sitzung der französischen Akademie der Wissenschaften zur Echtheit des TG erklärte (33),

die Negativabbildung sei in der Malerei unbekannt, die Körperdarstellung überdies physiologisch exakt und natürlich. Es handele sich bei dem Tuchbild ohne Konturen „um eine ungefähr senkrechte Projektion des Leichnams eines Gekreuzigten auf das annähernd eben darunter und darüber liegende Tuch“. Die Intensität des Bildes sei um so größer, je näher das Tuch dem Körper gewesen sei. (34)

Delage hatte also schon Hinweise auf die dritte Dimension erkannt und richtig gedeutet, wie erst Jahrzehnte später mit einem modernen Bildanalysator aus der Weltraum-Technik bestätigt werden konnte. Für den Naturwissenschaftler Delage war das Turiner Grabtuch jedenfalls echt:

Er glaube zwar nicht an Jesus als Gottessohn, sei aber überzeugt, daß er gelebt habe und daß jenes Tuch das Leichentuch dieses Jesus von Nazaret sei. (35) Die Veröffentlichung des Referates von Delage wurde verboten. Sein Kommentar dazu: "Wenn es sich statt um Christus um irgendeinen anderen wie Achill oder einen Pharaonen handeln würde, hätte sicher niemand Einwände.“ (35)

Wie nicht anders zu erwarten, wurde mit diesen Informationen das Interesse nur noch stärker entfacht, so daß Bulst und Pfeiffer zusammenfassend erklären konnten: "Es gibt kein anderes Einzelobjekt, das in so internationaler und interkonfessioneller Zusammenarbeit und von Wissenschaftlern so vieler Fachgebiete erforscht worden ist und weiter erforscht wird, wie das TG. Lohnt sich dieser Aufwand? Er lohnt sich, weil es sich um ein, wissenschaftlich gesehen, einmaliges Objekt handelt. Es lohnt sich erst recht, weil damit zu rechnen ist, daß es sich tatsächlich um das Leichentuch Jesu handelt.“ (36)

Folglich wurden von zahlreichen Experten aus über hundert Fachgebieten und über 1000 wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche Indizien für die Echtheit des TG und die Identität des Gekreuzigten zusammengetragen, ohne daß sich der Reiz, noch Unentdecktes entfesseln zu können, erschöpft hätte. Im folgenden sollen einige der wichtigsten Belege aufgeführt werden, die einzeln oder im Zusammenhang mit anderen für die Echtheit des Grabtuchs stehen und schlußendlich zum vorgesehenen Vergleich mit einem „Zeugen“-Bild taugen.

1. Der Züricher Kriminalist Dr. Max Frei konnte 1973 bis 1978 auf Haftstreifen nach Kontakt mit dem TG licht- und elektronenmikroskopisch nachweisen, daß das im TG vorgefundene Pollen-Spektrum aus 59 Pflanzen-Arten, einem Fingerabdruck vergleichbar, qualitativ und quantitativ zu den örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten um Jesus paßt und sich darüber hinaus noch Hinweise auf die verschiedenen Stationen des TG bis zu seinem Verbleib in Turin erkennen lassen. (37)

2. Eine zeitnahe Datierung ergibt sich aus der Tatsache, daß die Kreuzigung im römischen Reich üblich und erst in der Regentschaft des christlichen Kaisers Konstantin um 300 abgeschafft wurde. (Anm.: Wenige Kreuzigungen aus späterer Zeit sind bekannt, erfüllen aber nicht die zum TG passenden Vergleichs-Kriterien.) (38)

3. Bei der Auswertung scharf gezeichneter Photos entdeckte Professor Jackson aufschlußreiche Abdruckspuren in den Augenpartien, die ein Sachverständiger, Professor Filas (SJ), entschlüsseln konnte. Es handelt sich dabei um seltene Pilatus-Münzen aus Kupfer, die angeblich nach dem Jahr 31 nicht mehr geprägt bzw. aus dem Verkehr gezogen wurden. (39)

4. Der Gekreuzigte war nicht an den Hand-Innenflächen angenagelt, sondern am Handgelenk. Außerdem fehlen die Daumen. Dieses Phänomen konnte jedoch erst anderthalb Jahrtausende nach Abschaffung der Kreuzes-Strafe geklärt werden. Dazu konnte der Mediziner Dr. Barbet experimentell nachweisen, daß bei großer Belastung die Gewebe nicht ausreißen, wenn der Nagel vor oder durch die Handwurzelknochen getrieben wurde. Weil dabei zwangsläufig ein sich verzweigender sog. nervus medianus verletzt wurde, kam es dabei unter schlimmsten Schmerzen zu einem krampfigen Einschlagen der Daumen in die Handinnenfläche. Das fehlende Daumen-Phänomen wurde auf diese Weise als einzig medizinisch korrekte Darstellung erkannt. (40)

5. Der fehlende-Daumen-Effekt sollte aber auch nach etwa 2000 Jahren einem wissenschaftlichen Fälscher-Trio zum Verhängnis werden, als es darum ging, das Alter des TG mittels Radiocarbon-Methode zu bestimmen. Eine vergleichsweise junge Datierung hätte der Verbindung des TG mit der Kreuzigung Jesu widersprochen. Wie Bulst später nachweisen konnte, war eine korrekte Untersuchung gar nicht beabsichtigt, sondern ein „Betrug am Turiner Grabtuch“. (41)

Es kam jedoch ganz anders. Drei prominente Wissenschaftler, Prof. Edward Hall, Dr. Michael Tite und Dr. Robert Hedges präsentierten schließlich das Ergebnis am 14. 10. 1988 bei einer Pressekonferenz im Britischen Museum, nicht ohne Stolz und ganz und gar ohne Fehler-Analyse, aber dennoch in Kreide-Schrift auf einer Schultafel: „1260 – 1390 !“ (Man beachte auch das Ausrufe-Zeichen, selbstredend: Irrtum ausgeschlossen.) Die relativ junge Datierung sollte freilich nicht länger standhalten als üblicherweise Tafel-Kreide. Denn eine der bekannten Widerlegungen besorgte schon das TG selbst, weil es schon in Kunstwerken älteren Datums graphisch enthalten war und ist, so geschehen und vorhanden in einem alten Gebetbuch von 1192/95, dem Codex Pray, wie es aus den Abbildungen 6 und 7 zu entnehmen ist. In Ehrfurcht und Wahrheitstreue hatte offensichtlich der fromme Künstler seinerzeit sogar jene Details vom TG übernommen, deren Bedeutung er nicht kannte, z.B. der fehlende-Daumen-Effekt und charakteristische Brandflecken, um so mehr unverfängliche Hinweise auf das TG. Andere Beispiele, die zur Widerlegung gereichen, lassen sich zum umfangreichen Thema Betrug am TG bei Bulst spannend nachlesen.



Abb. 6: Illustration des Codex Pray, verfaßt um 1192 bis 1195; National Bibliothek Budapest (42) a) Obere Hälfte: Salbung Jesu. Entsprechungen zum TG: Arm- und Hand-Haltung, fehlende Daumen, völlige Nacktheit (einzigartig!) b) Untere Hälfte: Die Marien am leeren Grab. Charakteristisches: Fischgrätenmuster, Brandlöcher; Kreuze verkünden Sieg Christi;





Abb. 7: Ausschnitt zum Brandflecken-Bereich; Flecken farblich rot und blau markiert



6. Zahlreiche Blutspuren aus punktförmigen Wunden, die auf Verletzungen durch eine Dornenkrone hinweisen: Eine Dornenkrone gehörte üblicherweise nicht zum Kreuzigungs-Ritual. Um so mehr dient sie hier als Hinweis auf Jesus. Wem sonst galt die Ironie, mit einer Dornenkrone bedacht zu werden, der 5 Tage vor Hinrichtung noch als „sanfter König“ auf einem Eselsfüllen in Jerusalem einritt und dabei von einer begeisterten Menschen-Menge und unter Hosianna-Rufen jubelnd empfangen wurde?

7. Die Seitenwunde mit differenzierten Blut- und Serum-Spuren, entsprechend den Evangelien-Berichten, Jo 19, 35: „und sogleich floß Blut und Wasser heraus“. Der Austritt von entmischtem Blut ist unbestreitbar das Kennzeichen dafür, daß der Gekreuzigte beim Lanzen-Einstich schon tot war. (Anm.: Ein Lanzenstich durch die Lunge führt bei einem lebenden Menschen zu Kontraktion und Wundverschluß. Außerdem gerinnt das Blut beim Ableben und entmischt sich in feste Blutbestandteile und Serum oder „Wasser“.) (43)

8. Geißelwunden: Die hantelförmigen Geißelspuren auf dem Tuchbild lassen erkennen, daß der Körper auf Betreiben des Pilatus nicht zerfetzt, aber dennoch hinreichend zur blutigen Schaustellung zugerichtet werden sollte, um die Ankläger mitleidig und umstimmen zu können. Pilatus gedachte so den Unschuldigen zu retten (Luk 23, 23). Der Versuch mißlang. Jedoch wunderte sich Pilatus später darüber, daß Jesus schon tot war (Mk 15, 44).

9. Ein beruflich bedingter, für Zimmerleute typischer Haltungsfehler konnte der Mediziner Professor L. Gedda (Bulst/Pfeiffer: Das Turiner Grabtuch und das Christusbild, Knecht-Verlag, 1987, S. 66) an der Gestalt im Tuchbild nachweisen, eine rechtsseitige Schultersenkung.

10. Ein deutlich verlängerter linker Arm. Eine Bestätigung findet sich bei Maria Valtorta: „Die rechte Hand ist angenagelt. Nun kommt die linke. Das Loch entspricht nicht dem Gelenk. Also nehmen sie einen Strick, binden ihn an das linke Gelenk und ziehen daran, bis die Knochen ausgerenkt ... sind.“ (44) Bei der Arm-Fixierung an einem Pfahl und nur einem Nagel wäre eine Korrektur der Armlänge nicht erforderlich gewesen.

11. In der anatomischen Besonderheit des in Totenstarre hoch aufgewölbten und in Einatmungsstellung fixierten Brustkorbs erkennen Mediziner eindeutig, daß ein Mensch an den Armen hängend erstickt, gestorben ist. Mithin ist die Bezeichnung Leichentuch einmal mehr zutreffend.

12. Eine ehrenvolle Bestattung: Bei behördlich angeordneten Kreuzigungen war die abschreckende Zurschaustellung vorgesehen und nicht durch vorzeitige Abnahme die Verringerung des beabsichtigten Ekel-Effektes. Die Leichen sollten verfaulen oder von Vögeln gefressen werden. Nur in Ausnahme-Fällen wurde eine vorzeitige Abnahme gegen Zahlung erlaubt. Wie aus den Evangelien bekannt, gab es bei Jesus diese sehr seltene Ausnahme. (Anm.: In einem weiteren Fall, der bekannt geworden ist, fehlen die allermeisten relevanten Echtheits-Kriterien, z.B. Hinweise auf eine Dornenkrone.) Daran konnte sich auch nichts ändern, als in der Zeit von 6 bis 66 jüdische Instanzen bei Kreuzigungen in Palästina berücksichtigt wurden, um jüdischen Gesetzen Geltung zu verschaffen. Auch in dieser Phase wäre eine gewöhnliche Bestattung für den gekreuzigten Jesus nicht in Frage gekommen. Sein Leichnam hätte nach Dt 21, 23; Gal 3, 13 nicht bei den Gerechten, sondern nur in einem Verbrechergrab (Massengrab) vorgenommen werden dürfen.

Für die Tatsache einer zwar eiligen, aber dennoch ungewöhnlichen, ehrenvollen Beisetzung sprechen deshalb folgende Gründe: 1. die Verwendung eines sehr kostbaren Tuchs. 2. Die Absage an den Hohen Rat, der bei Pilatus vorstellig wurde, um Jesus wie einen Verbrecher bestatten zu können. Stattdessen wurde Josef von Arimathäa die Gunst gewährt, Jesus ehrenvoll bestatten zu dürfen, d.h. in einem Grab, das Josef, angesehenes Mitglied des Hohen Rates, seinem Status entsprechend für sich selbst auf seinem Privatgrundstück vorgesehen hatte. 3. Der Leichnam blieb ungewaschen. Der Grund: „Lebendiges Blut“ als Sitz des Lebens wurde nach jüdischem Brauch „mit-begraben“, vgl. Joh 19, 40. Demzufolge blieben die Blut-Spuren auf dem TG erhalten. 4. Im TG sind keinerlei Spuren von Verwesung festgestellt worden. Gerichtsmediziner schließen daraus, daß der Leichnam unter Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen nicht länger als zwei Tage im Tuch geblieben sein konnte. 5. Der für einen Gekreuzigten atypische, sehr beherrschte Ausdruck, trotz erheblicher Spuren von Mißhandlung (z.B. eine Asymmetrie im Gesicht vermutlich durch Faustschlag gebrochenes Jochbein) und den eindeutigen Kennzeichen des sicheren Todes; Ausdruck von königlicher Hoheit und Würde.

13. Unbekannte Schatten-Aufzeichnungs-Technik: Über die Art und Weise, wie diese Spuren entstehen konnten, herrscht immer noch völlige Unklarheit. Ausgehend von der Vermutung, daß bei der Aufzeichnung der Schattengestalt energiereiches Licht beteiligt gewesen sein könnte, bleibt dennoch rätselhaft, wie es möglich ist, einen Scan zu erstellen, der die gesamte Außenansicht einer Leiche rundumlaufend in einem Durchgang erfaßt und das entsprechende Abbild seitenverkehrt von innerhalb (der Leiche) auf jeweils die Innenseite des anliegenden Tuches projiziert und dies außerdem ohne optische Verzerrungen, die bei einer Projektion unvermeidlich sind. Des weiteren ist völlig rätselhaft, mit welcher technischen Apparatur solches zu bewerkstelligen wäre. Ausgehend von der derzeit fortgeschrittensten Laser-Technik wäre eine Apparatur in der Größe eines Einfamilien-Hauses erforderlich, die allerdings zwischen die Falten eines Leichen-Tuches passen müßte und weiterhin im Zwischenraum so beweglich, daß eine allseitige Abtastung des abzubildenden Körpers möglich wäre einschließlich der verzerrungsfreien Projektion von innerhalb der Leiche in das unmittelbar anliegende Tuch; und wie wäre das dann noch mit der Energiequelle?

Ansonsten wurden bei licht- und elektronen-mikroskopischen Untersuchungen keine am Bildeindruck beteiligte Farbaufträge gefunden. Die typische Gelbfärbung hätte das Ergebnis eines Alterungsprozesses sein können, jedoch beschränkt sich der Effekt im TG ausschließlich selektiv nur auf die Faserspitzen, eine Differenzierung im 1/100 bis 1/60 Millimeterbereich (45). Dergleichen wäre ohne aufwendige modernste Mikro-Manipulations-Technik (wie z.B. bei der intrazytoplasmatischen Spermien-Injektion) nicht herstellbar.

Da das Körperbild keine Konturen aufweist, entsteht ein Bildeindruck nur durch Gradationsunterschiede in der unterschiedlichen Anzahl verfärbter Faserspitzen pro Flächeneinheit. (Anm.: Weil ein ähnlicher Effekt bei alternden Stoffen und Papier zu beobachten ist, hier als Vergilbung bekannt, erlaubt sich der Verfasser die Ursache der Bildentstehung im TG als selektive Vergilbung zu bezeichnen, d.h. die Verfärbung der Faserspitzen durch ein jeweils bestimmtes Maß an aufgenommener Licht-Energie.) Mithin ist es naheliegend, Strahlung bei der Bildentstehung zu vermuten. Dafür spricht auch, daß unter den Blutstellen, also im Schatten der Strahlung, Verfärbungen ausgeblieben sind.

Vom flächigen Bild zum plastischen Modell.
Worauf Yves Delage 1902 schon anspielte, daß die Abbildung im TG einen räumlichen Eindruck vermittele, ließ sich ein halbes Jahrhundert später mit Geräten bestätigen, die zur Gelände-Vermessung in der Weltraum-Forschung entwickelt wurden. Mit einem solchen Gerät, dem Bildanalysator VP 8, analysierte J.P. Jackson, Professor für theoretische Physik in Los Alamos/USA ein Photo des TG, worauf die Maschine erstmals und überraschend einen dreidimensionalen Körper errechnen und auf dem Monitor darstellen konnte. Ein Modell davon wurde nachgebaut und 1978 auf dem Internationalen Kongreß in Turin der Öffentlichkeit vorgestellt. (46) Wie allerdings ein Maler mit seinem Werkzeug ähnliches fabrizieren könnte, daß sich daraus eine exakte verzerrungsfreie dreidimensionale Information ergeben könnte, ist weder künstlerisch machbar noch wissenschaftlich erklärbar.

Mit den bisher aufgeführten Eigenschaften ist das TG nun hinreichend beschrieben, um es angesichts der zahlreichen Indizien und seiner dynamischen Entwicklung und dem Stil nach als einzigartig und unvergleichlich, komplexes unverfälschtes Werk zu begreifen. Darum ist auch gar nicht abzusehen, wann und in welcher Erscheinungsform das TG seinen Endzustand erreicht haben wird. Ein schwarzer Fleck kann deshalb sehr wohl von einem brennenden Weihrauchkörnchen verursacht worden sein, aber ebenso gut auch in anderem Zusammenhang die Bedeutung einer Sonne haben im unendlichen blau-schwarzen Raum, ohne die Bedeutung des Werks in dieser oder jener Auslegung zu schmälern. Nicht anders mit den senkrechten Brand-Spuren, einst auffälligste Überbleibsel einer Brandkatastrophe, die außerdem neben großflächigen häßlichen Wasserkränzen auch noch die künstlerisch stilbrüchigen Flicken eingebracht haben, aber unter anderem Blickwinkel plötzlich phantastisch nascierende Energie-Ströme bedeuten oder erkennen lassen, die spielerisch variiert, pulsierend auf- und absteigen, aber in allem beliebig beherrschtes Lichtspiel, viel mehr als bloß kunstfertige Dekoration dessen, der sich als Geringster unter den Menschen zeigt und dennoch im Glanz der ihm zugeneigten kosmischen Elemente, diskrete Herrschafts-Zeichen.

Fast unnötig zu betonen, daß Fälscher, sollten sie das Unmögliche, nämlich die Erstellung einer gleichwertigen Kopie, bis jetzt noch nicht geschafft haben, mit jedem Tag zunehmend schwierigere Bedingungen vorfinden müssen. Es ist nicht einmal zu erwarten, daß ihnen auch nur annähernd die Beherrschung der verschiedenen Techniken an ein und demselben Projekt, u.a. eine „Chaos-Technik“, vergleichbar gelingen würde.



5.2.3.2. Nagelprobe – Bestie

Wer begehrt, der kauft

Nun ist es an der Zeit, die Frage nach „Pfahl“, Marterpfahl“ oder „Kreuz“ zu entscheiden, ohne auf eine Schrift oder deren Auslegung angewiesen zu sein. Obwohl im TG weder Kreuz noch Pfahl abgebildet sind, sprechen einige Bildelemente dennoch eindeutig für das Kreuz. Erster Aufschluß dazu ergibt sich aus der Beobachtung der Blutspuren an den Unterarmen.





Abb. 8: Ausschnitt aus Abb. 3: Seitenwunde, Arme und Hände. Besonderheiten: a) Winkel im Blut-Spuren-Verlauf. b) Verlängerter linker Arm. c) Charakteristische Brandflecken älteren Datums.



Sie verlaufen nicht geradewegs längs der Armrichtung, sondern quer und in charakteristischen Haken, die auf eine Richtungsänderung schließen lassen. Das macht jedoch nur Sinn, wenn die Arme nicht senkrecht über dem Kopf, sondern in Kreuzigungshaltung seitlich erhoben waren. Dabei konnte das Blut von der Nagelwunde aus zunächst adhäsiv und in Vermittlung mit der Erdschwere quer über die Haut fließen, bis es unter dem ständigen Zufluß und Kräfte-Umkehr dann bevorzugt der Erdschwere folgend, die Richtung zur Senkrechten änderte. Ähnliches ist nicht zu erwarten, wenn die Richtung des Blutflusses mit der wirkenden Schwerkraft übereinstimmt, wie es sich am „Pfahl“ hätte ergeben müssen.

Ein weitere Besonderheit in der Abb. 8 spricht gegen „Pfahl“. Es ist der ungewöhnlich verlängerte linke Arm. Da von einer solchen Anomalie bei Jesus nirgends die Rede ist, liegt es nahe, daß bei dem Kreuzigungs-Gewalt-Akt ein Arm ausgerenkt worden sein mußte, wie es bei den Echtheits-Kriterien (Nr. 10) erwähnt wurde. Weil der Querbalken für Jesus mit der für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Körpergröße von etwa 1,80 m offenbar falsch vorbereitet war, mußte mit Gewalt ein Arm ausgerenkt werden, um das Distanz-Problem zu lösen. Bei der Befestigung der Arme an nur einem Nagel am Pfahl hätte es solche Distanz-Probleme nicht gegeben.

Wie belegen nun die Vertreter der WTO ihre „Pfahl“- These im Bild? Dazu ein typischer „Zeugen“-Jesus in vergleichbarer Position:



Abb. 9: WTO-Jesus am „Pfahl“ oder „Marter-Pfahl“, angenagelt, d.h. nach vollzogener Geißelung und Dornenkrönung in der letzten Phase seiner Hinrichtung: Todeskampf, Martyrium? Pose oder Posse? Kunst, Kitsch oder Kitsch als Stilmittel irgendeiner Kunst, instrumentalisierter Kitsch?



Abb. 10: Kritische Details (Bei Rot-Grün-Sehschwäche, Schwarz-Weiß-Darstellung empfohlen; anschl. Rücksprung möglich):

a) Korrekter Nagelsitz in der Handwurzel für zugsichere Befestigung, aber: fehlende Kennzeichen zu Daumen-Krampf. b) Gewinkelte Arme über dem Kopf im Widerspruch zum Hängen, dabei müßte der Arm-Zwischenraum verengt sein und wäre c) kein Platz mehr für eine Dornenkrone. d) Wo ist diese Krone geblieben, wo sind die Spuren von "Haupt voll Blut und Wunden?" Stattdessen: moderner Kurz-Haar-Schnitt mit kunstfertigen Löckchen, aber: falsche Haartracht, keine zeitgemäße Jesus-Frisur. e) Athletischer Körper, aber: wo sind die Spuren vorausgegangener Torturen, Striemen, Ödeme, Wunden, Verschmierungen an Haut und Lenden-Schutz? f) In Körpersprache/Mimik des „Schmerzensmannes“ fehlt jeder Ausdruck der Qual trotz Annagelung. Stattdessen entspannte Körperhaltung, in künstlerischer, medizinischer, wissenschaftlicher Hinsicht stilbrüchig. g) Vogelperspektive bewirkt psychologisch Verniedlichungs- bzw. Entwertungs-Effekt. h) Die Lage oder der Stand des "Zeugen"-Jesus, keineswegs lebensbedrohlich. i) Rechte Körperseite nicht einsehbar. Der Lanzenstich des röm. Hauptmanns Longinus, der vor Kreuzesabnahme den Todesnachweis führte (war positiv, weil Blutflüssigkeit entmischt hervortrat), ist ausgeblendet. j) Weil der Aufwand des Bildes offensichtlich am Thema (Leiden und Sterben Jesu) vorbeigehen soll, stellt sich die Frage nach der Nutzlast der zelebrierten Kunst: k) Auf linker Körperhälfte, beredte Schatten mit versteckter Botschaft: tierhaft Dämonisches: gehörnter Bär.

Im Vergleich zum „Schattenmann“ des TG findet sich im WTO-Bild eigentlich keine einzige Übereinstimmung. Obwohl die Nagelfixierung im Handgelenk danach aussehen könnte, widerspricht sie den funktionellen Erfordernissen, weil der vorgestellte „Zeugen“-Jesus nicht hängt und deshalb weder einen zugsicheren Nagel noch eine stabile Fixierung durch die Handwurzelknochen erfordert. Was könnte also die WTO-Künster bewogen haben, die bisherige Mal-Tradition zu verlassen, wenn nicht belehrt durch die modernen Forschungsergebnisse am TG? Wenn aber neueste Erkenntnisse berücksichtigt wurden, ohne den medizinischen Konsequenzen dokumentarisch zu entsprechen, wird das Bild zum Dokument der Fälschung.

Ähnlich verhält es sich mit jenen Details - keine Blutverschmierungen, fehlende Dornenkrone - die möglicherweise der Ästhetik geopfert, aber in Wahrheit auch nicht anders als künstlerisch verbrämte Fälschung bezeichnet werden können. Und eine Dornenkrone in den Zwischenraum von Armen und Kopf bei Marter-Pfahl-Hinrichtung zu plazieren, hätte sicherlich den Künstler überfordert und seine Auftraggeber blamiert.

Auf diese Weise erhärtet sich der Verdacht, daß sich die Macher mit Absicht einer realistischeren Darstellung entziehen, um sich auf diese Weise in der Flucht in den hübschen, aber völlig unverbindlichen dokumentarisch wertlosen Kitsch, weil falsch im Ort, falsch in der Zeit, falsch im Material (47), nicht sogleich im Bild jählings widerlegen zu müssen. So wird die Stilform zum wohlfeilen Mittel zum Tarnen, Tricksen und Täuschen. Solche Kunst durchbricht wahrlich den Kitsch als Kunst, überholt ihn gewissermaßen in seiner naiven Bedeutung und wird vollends klar, daß die als problematisch erkannte „Zeugen“-Figur keineswegs das Produkt einer Geschmacksverirrung sein kann, sondern die wohl kalkulierte Masche einer Entwertungs-Strategie nach bekanntem Muster. Sie ist deshalb

1. die kitschig hübsche Fassade bzw. Vehikel für Dämonisches,

2. eine Posse als subversive Kampf-Form zur systematischen „Ent-stellung“, „Ent-wertung“, Zersetzung, „Ver-nichtung“ des christlichen Originals zur neurophysiologischen „Bahnung“ einer im wahrsten Sinne des Wortes „un-glaublichen“ Kopie, die das Original nach Pawlowscher Art ersetzten soll,

3. das Bekenntnis des geistigen und geistlichen Bankrotts, weil ohne Heimlichkeit die wahren Absichten nicht transportiert werden können und deshalb ein indirektes und dennoch klares Eingeständnis der als unüberwindlich erkannten ethischen Bastion der von Jesus verfaßten Kirche, der zu ihrer Bekämpfung nicht anders beizukommen ist, als subversiv. Dazu gehört auch die verlogene Huldigung in einer hübschen Maske, die in Wahrheit nicht Jesus gilt, sondern seinem dämonischen Gegenspieler.

Nach dieser Entlarvung dürften wohl auch die letzten Zweifel am wahren Charakter der „Zeugen“-Ideologie verflogen sein. Auf beiden Ebenen, im Kitsch als Kunst und in Sinn-tötender Buchstaben-Gelehrtheit sichert die Kuriosität unter Berufung auf Freiheitsrechte zum einen wissenschaftliche Narrenfreiheit und im Verein mit markantesten Alleinstellungsmerkmalen Schutzrechte andererseits als komfortable Voraussetzungen für den religiös und künstlerisch verbrämten Kampf. Zum wiederholten Mal sei gefragt, ob sich alle „Jehovas Zeugen“ darüber im klaren sind, wen oder was sie bezeugen, wessen Geschäft sie in Wahrheit betreiben und überdies, wessen Dienste sie dabei in Anspruch nehmen. Die heimlichen, besser: unheimlichen, Dienstleister sind ja nicht umsonst von der Partie, verlangen ihren Preis. Welcher Art diese Geschäfte sind, beschreibt und vergleicht Hildegard von Bingen in "SCIVIAS - Wisse die Wege“ mit einem belebten Marktplatz, der allerlei verlockende Angebote bereithält: menschlicher Reichtum, weltliche Vergnügungen, Tod, Stolz, Ruhm, Übermut, Begierden, Laster und Leidenschaften,

"wie der Kaufmann den Menschen verschiedene Waren zeigt, damit sie daran Gefallen finden und umso eifriger kaufen, was sich ihrem Blick darbietet. Denn der Teufel bietet den Menschen verführerisch seine Künste an. Wer sie aber dann begehrt, der kauft sie. Auf welche Weise? Sie werfen ihr gutes Gewissen wie Verkäufer weg und wie Käufer ziehen sie sich Wunden für ihre Seele zu.“ (48)



5.3. Chaos-Technik

Wir erinnern uns, daß im Turiner Grabtuch die Leiche offensichtlich nicht mittig plaziert werden konnte. Sie wurde darum um etwa eine handbreit neben der Tuch-Mitte abgebildet, also „daneben". Wie konnten auch die ehrfürchtigen Bestatter wissen, welche Bedeutung dem noch nicht verstandenen Körperschatten einmal zufallen sollte! Spätestens zur Ausstellung am 28. Mai 1898, als Secondo Pia seine farbumgekehrten Photos präsentieren konnte, hätte der Symmetrie-Fehler als ästhetischer Makel auffallen müssen. Doch dazu kam es nicht. Eine Katastrophe besorgte zwischenzeitlich die entscheidende Korrektur, bei der alle Bildelemente christozentrisch ausgerichtet wurden. Und nicht nur das. Im infernalischen Feuer wurde das Bild noch um eine phantastische dynamisch anmutende Brand-Ornamentik ergänzt, die in der Kunst ihresgleichen sucht (Vgl. Abb. 5).

Aber wie konnte diese Präzisions-Arbeit in einem Tuch geschehen, wenn es Kante auf Kante zum Stapel gefaltet in einem anschmelzenden Silber-Kasten (Smp. von Silber: 961,78° C) blind wütendem Feuer ausgesetzt war? So geschah es 1532 beim Brand in Chambéry. Doch folgten die Schmauchspuren nicht der Geometrie des Tuchstapels, sondern zentrisch zum Christus-Bild. Und wie die Schmauch-Spuren, so bildeten sich auch die Lösch-Wasserkränze christozentrisch ab. Einzig die Anordnung der Bildanteile insgesamt im Verhältnis zu den Seitenrändern des Tuchs bedurfte noch einer vergleichsweise einfachen Korrektur. Als zwei Jahre danach die Schäden repariert, alle Löcher mit Flicken besetzt waren, konnte auch dieser ästhetische Mangel durch Anfügung eines 7,5 cm breiten Seitenstreifens behoben werden. Damit kam die gesamte christo-zentrisch ausgerichtete Bild-Gruppe komplett nun auch mittig zwischen den Tuchrändern neueren Formats zu liegen. Bulst und Pfeiffer stellten zur Problemlage des Schatten-Bildes folgendes fest:

"Es ist zwischen den Brandstreifen fast unversehrt erhalten. An einer Längsseite ist ein etwa 7,5 cm breiter Streifen offenbar nachträglich angenäht worden. Erst dadurch rückt das Körperbild in die Mitte.“ (49)

Daraus läßt sich entnehmen, daß zum Zeitpunkt des Brand-Ereignisses das Grabtuch noch nicht mit dem Seitenstreifen ausgestattet war. Die ornamentalen Brand-Streifen verhielten sich jedoch ästhetisch konstruktiv, allerdings nur in Relation zur Bild-Gestalt. Die Brandspuren folgten nicht den Abmessungen des Kante auf Kante gefalteten Tuch-Stapels, sondern so, als wäre das Grabtuch schon um den Seitenstreifen ergänzt worden, eine Maßnahme, die im Rahmen einer umfangreicheren Reparatur erst zwei Jahre später vorgenommen worden sein soll. Wie sich das Rätsel darstellt, veranschaulicht folgende Abbildung.



















Abb. 11: Konstruktions-Skizze: a) Transparent rötliches Rechteck entspricht Original-Tuch ohne Seitenstreifen; Diagonalen-Schnittpukt legt Mittel-Linie fest: rote Linie; bezüglich dieser ist Antlitz „daneben“. b) Transparent gelbliches Rechteck: TG incl. Seitenstreifen; Diagonalen-Schnittpkt. markiert Mittel-Linie: gelb. Zu dieser ist Antlitz mittig. c) Grüne Linie geht durch den Mittelpunkt der blauen Kreis-Fläche. Beide Elemente sind mittig zu den Brand-Achsen. Die Differenz zwischen gelber und grüner Linie ist im Verhältnis zur Gesamtbreite ästhetisch vernachlässigbar.

Warum folgten die Brand-Spuren nicht den Symmetrieverhältnissen, wie sie im Stapel des älteren Tuchs gegeben waren, d.h. symmetrisch zur roten Linie?

Diese Frage sei keine Klage darüber, daß das zu erwartende Ergebnis die eigentliche Katastrophe hätte bedeuten müssen, nämlich den bildhaften Widerspruch zum „künstlerischen“ Konzept eines Schöpfers, der nicht anders als in der Mitte seines Werkes und Kosmos zu denken wäre. Zur eigentlichen Katastrophe kam es also nicht, trotz aller Ängste und Bedenken jener, die das TG im letzten Sturm der Urgewalten wieder einmal verloren glaubten. Darum sei die These gewagt, daß es angesichts der Fülle an Echtheits-Belegen zum Turiner Grabtuch wieder einmal der Kleingläubigkeit geschuldet wäre, Jesus nicht zuzutrauen, daß er nicht nur Wind und Wellen wie einstmals auf dem See Genezaret befehlen, sondern nicht weniger auch den Verlauf von sengenden, brennenden Schmauch-, Metall- und Löschwasser-Spuren aufs wunderbarste bestimmen kann.



5.4. Kosmogonie-Ansichten

Ausgehend von der Tatsache, daß die Beschäftigung mit dem Turiner Grabtuch, wie es schon im Laufe des Pojektes V in Kapitel 5 Gegenstand der Betrachtung war, noch nie langweilte, ja von Zeit zu Zeit Experten wie Laien zu verblüffenden Erkenntnis-Schüben führte, steht uns möglicherweise ein ähnliches Schub-Ereignis bevor.

In dieser Erwartung stören uns immer noch die Brandsäulen im Bild, stilbrüchig, rätselhaft, unverstanden. Wäre nicht auch hier eine Gelegenheit zur Demonstration eines sogenannten Kipp-Phänomens?

Als erstes Anzeichen in dieser Richtung darf freilich schon gelten, was in der photographischen Farbumkehrung gelang und später ähnlich durch modernere Bildbearbeitung, so daß sich die Brand-Zeichen neuerdings immerhin schon als feierliche Licht-Ereignisse rahmenhaft prächtig einfügen.
Wenn aber schon der blindwütige Zufall nicht das letzte Wort haben konnte, durfte dies auch im Zusammenhang mit den Details nicht weniger erwartet werden.

U
nd in der Tat lassen sich Strukturen erkennen, die unschwer an moderne astronomische Objekte erinnern, wie sie bei der Erkundung des Weltraums beobachtet wurden. So groß die Anstrengungen auch waren, es reichte bislang nur zu vergleichsweise bescheidenen Objekt-Bildern, Rechen-Modellen und Simulationen. Mehr davon bietet sich aber dem Blick, wenn er sich ins "Nahe Ferne" des Grab-Tuchs richtet:

Abb.12: Ausschnitts-Vergrößerung aus vorgenanntem Grabtuch: Typisches Bild für Schwarzes Loch mit charakteristischen „Jet-Streams“.

Bei 1 Gamma-Strahlungs- und Partikel-Strom, sog. Jet, ausgehend von der Äquatorial-Ebene eines sogenannten Ereignishorizontes und Spiegelung zum gegenüberliegenden Jet bei 3.

Bei 2, wie unförmiger Schneeball, ein Raum, in dessen Zentrum sich ein Schwarzes Loch verbirgt, die sog. Singularität, (fast) unendlich klein, wie Experten zu sagen pflegen.

4. Ursprünglich von Brandrückständen älteren Datums, d.h. vor dem Brand von Chambéry im Jahre 1532, stehen diese Licht-Ereignisse im neuen Verständnis für kollabierende Galaxien, Sterne oder ähnliches.



















Abb. 13: Komplexes System Schwarzer Löcher in Reihe; Beschreibung in Richtung einer gedachten Zeitreise von 1 nach 5:

1. Gamma-, Partikel-Strom mit Verbindung zum nächsten Ereignishorizont, von dem aus in Richtung Zentrum bei 3 so etwas wie ein kosmischer Abgrund beginnt, aus dem es - auch für Licht - kein Zurück mehr gibt.

Bei 4 beginnt die Korrespondenz mit einem oder folgenden Schwarzen Löchern unterschiedlicher Größe oder Mächtigkeit (5). Denkbar wäre, wenn nicht prinzipiell, so doch in Kombination Schwarzer Löcher eine Energie-Verstärkung in Art einer Hintereinanderschaltung und möglicher Resonanzeffekte zugunsten eines wie auch immer gearteten Systems zur Umwandlung, aber auch Bildung von Massen oder Energien inclusive solcher Qualitäten, die sich noch als sog. dunkle der Vorstellung entziehen, z.B. die Massen und Energien als Voraussetzung  für ein sich kontinuierlich ins Unendliche ausdehnende Universum.




Was bedeutet nun diese unerwartete, noch nicht im letzten verstandene Botschaft?
Sicherlich rechtfertigt sie zum einen die Maßnahmen zu ihrer Entzifferung. Andererseits öffnet sich die Tür zu einer weiteren Runde der Beschäftigung mit einer noch weitgehend unbekannten Materie. Schließlich spricht die Korrespondenz der Teile im Ganzen des Turiner Grabtuchs einmal mehr für den einzig Bleibenden in Raum und Zeit als der ausgewiesene kreative "Herr-scher" im Zentrum seines Kosmos und der ihm zugeneigten Schöpfung.




6. Bleibendes

Bei der Beschäftigung mit Hinter- und Abgründen ist es also wahrlich nicht geblieben. Nach Lage der Dinge hat Abraham jene Zeichen gesetzt, die der reiche Prasser zur Rettung seiner Brüder verlangte. Das vermeintlich Unvorstellbare wurde geliefert. Sogar die Rückmeldungen in den verschiedensten Formen der Anerkennung sind nicht ausgeblieben, z.B. in Formen ehrfürchtigen Staunens, im wissenschaftlichen Respekt, in der ästhetischen Bewunderung, im glücklichen Bekenntnis einschließlich der nicht weniger eindrucksvollen Beispiele mißlungener Betrugs-Versuche. Ähnlich einzuschätzen ist der vergebliche Aufwand, die Botschaft des Gekreuzigten zu verfälschen. Offensichtlich haben nicht wenige „Brüder“ Schwierigkeiten mit den Rettungsversuchen. Sie erwarten eine Lehre, der sie widersprechen könnten, eine Ethik, die sich relativieren ließe, eine Selbstdarstellung in den menschlich üblichen Kategorieen und verwechseln offenbar Angebot mit Annahme und meiden tunlichst beides. Darum verbitten sich einige reflexhaft schon die schlichte Konfrontation als unzumutbare Belästigung. Nicht auszuschließen, daß sie auf diese Weise noch Jahrhunderte oder Jahrtausende zubringen wollen. Aber wessen Problem wäre das?



7. Literatur- und Quellenverzeichnis

(1) www.jesus.ch/themen/glaube/bibel/112874-Bibeluebersetzungen_unter_der_Lupe.html, 26.9.2010
(2) http://www.evangelisch.de/themen/religion/traumhafter-style-bibel-erh%C3%A41-design-preis19915, 26.9.2010
(3) Ebd.
(4) Ebd.
(5) Ebd.
(6) Ebd.
(7) www.ngue.info/produkte, 26.9.2010
(8) Ebd.
(9) Rösch, Konstantin: Das Neue Testament. F. Schöningh Paderborn 1946
(10) Karrer, Otto: Neues Testament. Ars Sacra, Josef Müller, München 1959
(11) 2. Mose 3, 14; "Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes. Mit dem Urtexte der Vulgata. ... Augustin Arndt S.J." Pustet 1910
(12) Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift, revidiert 1986
(13) NT Griechisch mit ergänzender Interlinear-Übersetzung nach http://www.2jesus.de/online-bibel/bibel-griechisch-nt/johannes-8.html#58, 6.06.2011
(14) "nova-vulgata nt evang-ioannem"; http://www.vatican.va/archive/bible/nova_vulgata/documents/nova-vulgata_nt_evang-ioannem_lt.html#8, 5.06.2011; Verwendung "Langenscheidts Taschenwörterbuch" von Prof. Hermann Menge und Dr. Erich Pertsch, Berlin und München 1964
(15) "La Bible Ancien et Nouveau Testament Traduite de l'hébreu et du grec en français courant",
Alliance Biblique Universelle - Codiffuseurs pour la France: Le Cerf * Société biblique française 1984
(16) "The Bible Containing The Old And New Testaments ... Revised Standard Version Translated From The Original Languages ... Compared With The Most Ancient Authorities ... 1971", The British and Foreign Bible Society 1967
(17) Das Neue Testament, P. Dr. Konstantin Rösch, Verlag Ferdinand Schöningh Paderborn 1946; Neues Testament, Otto Karrer, Verlag Ars Sacra, Josef Müller, München 1959
(18) www.ngue.info/team/partner, 24.Sept.2010
(19) Auf der Webseite der „Jehovas Zeugen“ wird die Frage nach Jesus, wer er sei, am 19.11.2010 so beantwortet: „Tatsächlich war Jesus der Einzige, der unmittelbar von Gott erschaffen wurde.“ Die Formulierung schließt aus, daß Jesus dem Wesen nach Gott sein kann. Offizielle Webseite der Zeugen Jehovas: http://www.watchtower.org/x/20050915/article_02.htm
(20) Wörterbuch von www.BASISRELIGION.DE: „Kreuzigung war der typische Schaumord der Römer als Strafe für Systemveränderer - und Systemveränderer waren vor allem die entlaufenen Sklaven: Wenn das Entlaufen Schule gemacht hätte, dann wäre ja das ganze römische System infrage gestellt worden! Daher kam dafür nur eine wirklich brutale Methode der Strafe infrage! (Die 6000 überlebenden Sklaven des Spartakusaufstandes 73-71 v. Chr. wurden vor den Toren Roms an der Via Appia gekreuzigt.)“, 12.10.2010
(21) Ebd.
(22) http://e.wikipedia.org/wiki/Kreuzigung, 18.1.2011
"In der Christentumsgeschichte wurde die Kreuzigung als römische Hinrichtungsart zurückgedrängt, da sie durch den stellvertretenden Sühnetod Jesu Christi am Kreuz nicht mehr fortsetzbar erschien. 320 verbot Konstantin der Große die Kreuzigung im Römischen Reich.“
(23) 1 Kor 1, 23 aus Neues Testament, Otto Karrer, Ars Sacra, Josef Müller, München 1959
(24) Jesus graffito.jpg. Wikipedia: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Jesus_graffito.jpg&filetimestamp=20051126151036, 19.11.2010
(25) STURP = Shroud of Turin Research Project
(26) Paolo Di Lazzaro: "Wissenschaftliche Hypothesen zur Entstehung des Bildes auf dem Turiner Grabtuch" Erste Testergebnisse der UV-Laser-Bestrahlung in den Labors des Enea-Zentrums. Paolo di Lazzaro, Verantwortlicher des Excimer-Laser-Labors am Forschunszentrum Enea. Die Arbeitsgruppe, die die Experimente ausgeführt hat: Daniele Murra, Paolo Di Lazzaro und Guiseppe Baldacchini. [© ENEA] http://www.30giorni.it/it/articolo.asp?id=22661, 6.11.2010
(27) http://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Grabtuch_von_Turin.htm, 25.1.2011
(28) Bulst, Werner und Pfeiffer, Heinrich: Das Turiner Grabtuch und das Christus-Bild Band I. Das Grabtuch Forschungsberichte und Untersuchungen. Verlag Josef Knecht, Frankfurt a.M. 1987, S. 12
(29) http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Shroud_positive_negative_compare.jpg
(30) http://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Grabtuch_von_Turin.htm, 25.1.2011
(31) Papst Benedikt XVI vor dem Grabtuch im Dom von Turin 2010; Auszug aus der Niederschrift zum Video: Durch das Grabtuch spricht ein Mann der Schmerzen von der Hoffnung, http://www.youtube.com/watch?v=uNOZtEr8LCk&feature=relmfu, 26.1.2011
(32) http://de.wikipedia.org/wiki/Turiner_Grabtuch, 18.1.2011
(33) Wie Fußnote 28, S. 12 f.
(34) Ebd., S. 47
(35) http://histor.ws/grabtuch/geschichte04.htm, 18.1.2011
(36) Wie Fußn. 28, S. 13
(37) Ebd., S. 51 ff.
(38) Ebd., S. 64
(39) Ebd., S. 64 f.
(40) Ebd., 33 ff.
(41) Bulst, Werner: Betrug am Turiner Grabtuch – Der manipulierte Carbontest. Verlag Josef Knecht, Frankfurt a.M., 1990, S. 17
(42) http://de.wikipedia.org/wiki/Codex_Pray, 12.11.2010
(43) Wie Fußn. 28, S. 40 f.
(44) Valtorta, Maria: Der Gottmensch. Parvis-Verlag 1990, Bd. XI S. 267
(45) Wie Fußn. 28, S. 46, 83 f.
(46) Ebd. S. 47 f.
(47) http://de.wikipedia.org/wiki/Kitsch, 12.12.2010
(48) Hildegard von Bingen: SCIVIAS – Wisse die Wege – Eine Schau von Gott und Mensch in Schöpfung und Zeit. Pattloch-Verlag, Augsburg 1990, S. 293
(49) Wie Fußn. 28, S. 19

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